DOROTHEUM-Auktion: Orientteppiche, Textilien, Tapisserien – 23. März 2016
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts stagnierte die Nachfrage nach kleinbemusterten Teppichen. Die Teppichkunden hielten sich an antiken oder neuen geometrischen Teppichen aus dem Kaukasus und der Türkei, aber auch moderne Teppiche aus Südpersien, Nepal, Tibet und Indien fanden Platz im europäischen Interieur. Durch den starken Preisanstieg in den klassischen Erzeugerländern wurde in letzter Zeit die Teppichproduktion in Drittländern wie Pakistan und Afghanistan ausgelagert, welche nun den Markt mit größeren Mengen eher „einfachen“ Einrichtungsteppichen beliefern. Erst im letzten Jahrzehnt ist ein deutlich wiederkehrender Trend zu den fein geknüpften „Persern“ – und damit sind keine iranischen Volksangehörigen gemeint, zu beobachten. Trotz Verteuerung bis zu dreihundert Prozent, scheint die ursprüngliche Knüpfkunst Ihren Stellenwert bei Teppichliebhabern wieder bewusst zu werden. Die Preiserhöhung resultiert aus der Inflation sowie vorwiegend aus einer bis zu fünfzig prozentigen Abwanderung der Knüpfer und Knüpferinen aus den ursprünglichen Produktionsländern. Jahrelang konzentriertes Teppichknüpfen ist kein einfaches Unterfangen, zumal in einem wirtschaftlich gut geführten Land wie dem Iran, andere und besser bezahlte Arbeitsmöglichkeiten zu Verfügung stehen. Derartige Produktion lässt sich auch nicht „outsourcen“, da zur Vollendung traditionsreiche Fertigungsmethoden und überliefertes „Knowhow“ notwendig sind. Sollte das bestehende amerikanische Embargo gegen die Einfuhr iranischer Waren aufgehoben werden, werden die Preise sicherlich nochmals in die Höhe schnellen.Wertvolle, alte und antike Teppiche sind immer weniger aufzufinden. Die Stücke verschwinden in Privatsammlungen oder brauchen sich mit der Zeit durch Strapaze auf. Die Nachfrage ist gegeben und der Markt boomt im Auktionsgeschäft – ein gutes Exponat darf auch Geld kosten. Im Jahr 2013 wurde bei einer Auktion der Rekorderlös von 25,7 Mill. EUR für einen iranischen Teppich erzielt!